Verbandsliga: Glückliches 4:4, doch am Ende war sogar noch mehr drin

23.09.2016 – (HK) Ohne Zimber ging es beim Verbandsliga-Auftakt gegen Böblingen II, bei denen allerdings Behrendt und Frolik fehlten. Letzterer hatte sich tags zuvor noch wenig erfolgreich beim Schnellturnier in Plochingen abgearbeitet.

So war man spürbarer, wenngleich nicht krasser Außenseiter; sogar mit minimalem DWZ-Vorsprung an den ersten drei Brettern. Echte Gewinnchancen auf dem Brett sollten sich allerdings erst eine Minute vor Abpfiff ergeben, die besseren Chancen bot die Uhr!

Die erste Chance auf der Uhr wurde aber gleich einmal vertan, denn Wenningers Gegner fand noch knapp zwei Minuten vor Zapfenstreich den Weg ans Brett; angeblich war er zuvor beim Pfostenwäldle. Der Feuerbacher Einbahnstraßen-Irrgarten birgt da für Ortsunkundige durchaus Überraschungspotential.

Die Eröffnungsphase lief ganz ok, Beyer hatte einen Bauern mehr, de Boer und Schuster einen weniger, doch das musste in allen drei Fällen nichts besagen und konnte durchaus als „Opfer“ gewertet werden. Bei Herbert-Schweizer Wildwestschach und Chaos pur. Als erster war dann mal wieder Keilhack fertig; wie so oft in den letzten Jahren leicht indisponiert und in (etwas) besserer Stellung Remis annehmend. Bei Klaus und Klehr plätscherte es so dahin, de Boer dribbelte um den gegnerischen Mehrfreimittelbauern drumrum, Beyer konnte sich mit Mehrbauer zwischenzeitlich befreien und erhielt in der Mitte Gegenspiel. Schuster bemühte sich um Angriffsspiel, Wenninger wurde allmählich positionell überspielt.

Klehr bewies dann seine in letzter Zeit gewonnene Solidität, übte gegen den vor kurzem noch zweitligastarken Remmler ganz sicher und sachte leichten Druck aus und nahm dann etwa zwanzig Minuten vor der Zeitkontrolle remis an.

Diese erlebte Schweizers Gegner nicht mehr. Er überschritt wohl im 28. oder 29. Zug die Zeit, spielte dann ein paar rasche Züge und hatte sich schon wieder auf 31 Minuten Restbedenkzeit „hochgearbeitet“ (30 plus eine), die Klappe blieb freilich unten. Dann beging er freilich einen schweren Fehler, indem er den Gewinnzug ausführte, wonach Herbert-Schweizer dann doch nichts anderes übrig blieb als auf die Uhr zu schauen: 2:1 für uns.

Wenningers Gegner kombinierte derweil lustig, bzw. versuchte es zumindest, konnte sich dann aber nicht recht zwischen mehreren aussichtsreichen Wegen entscheiden, bzw. es mangelte an Rechenfähigkeit. So bekam dann Wenninger die Damen vom Brett und behielt die zuvor vom Gegner geopferte Qualität. Der Gegner hatte dafür einen Bauern, bei stark reduziertem Material. Schwacher Vorteil für Wenninger. In Zeitnot verstoben derweil Schusters Angriffschancen gegen den Neu-Böblinger Heining (immerhin auch ein Absolvent der ruhmreichen Ditzinger Schachschule!), am Schluss war gar weiteres Material weg: 2:2.

So ging es dann auch in die Verlängerung. Beyer musste sich indes wieder zurückwerfen lassen, der Gegner hatte ihn mit einem Freibauern auf e7 auf der Grundreihe festgenagelt, während Beyers Turm auf h8 schlummerte. Hier wurden komplizierte Gewinnvarianten für den Gegner mit Qualitätsopfer im Turm+Läufer-Endspiel diskutiert. Aber alles nicht so einfach, wie überhaupt diese Partie extrem tough geführt wurde. Bei Klaus weiterhin Geplänkel im Endspiel. De Boer bekam im Duell der Vereinsvorsitzenden (endlich) seinen Bauern zurück, mit Remisschluss. Die Meinungen, wer am Schluss noch den kleinen Vorteil hatte, gingen auseinander.

Wenninger hatte sich bei reduziertem Material dann doch noch eine weitere gegnerische Angriffswelle eingefangen; mit etwas Stellungsglück war es gerade noch Remis: Der Gegner blieb am Schluss auf Randbauer + falschem Läufer sitzen: 3:3.

Beyer fand langsam eine Verteidigungslinie, und beim Gegner von Klaus, Fernschachkoryphäe Weisenburger (einstiger WM-Finalist!), hatte man den Eindruck, dass sich dessen Aktionismus eher gegen sich selbst richten musste. Schließlich kamen da aber auch die letzten Türme vom Brett, und Klaus stand endgültig unverlierbar. Schließlich Remis bei Beyer, während Weisenburger nach inkonsequentem Spiel vor der Wahl stand: Nach einem Springerschach ins Bauernendspiel gehen oder einen Bauern einbüßen. Weisenburger löste das Dilemma, indem er seinen Bauern in Sicherheit brachte und seinen König im Schach stehen ließ. Leider ließ sich Klaus im entstehenden Tumult und nach der langen Schlacht zu einem Remisangebot hinreißen, während er tatsächlich als erster und einziger Feuerbacher Akteur jetzt auf Gewinn stand.

In Anbetracht der Ausgeglichenheit des Kampfes an den ersten fünf Brettern und unserer deutlichen spielerischen Unterlegenheit an 6-8 (mit glücklichen Punktgewinnen an 7+8) dürfen wir uns über das 4:4 freilich nicht beschweren.

Die anderen Ergebnisse sind schwer zu kommentieren: Schwäbisch Hall II und Wolfbusch (zumindest für ihre Verhältnisse) in Bestbesetzung, aber beide verlieren. Lauffen schlägt „ohne zwei“ den vermeintlichen Aufstiegsfavorit Grunbach deutlich. Spraitbach bringt tatsächlich zwei Großmeister, ist aber hinten noch schwächer als erwartet aufgestellt; gegen den Abstiegskandidaten Nr. 1 reicht es.

(Harald Keilhack)