Verbandsliga: Wem wird das leistungsgerechte 4:4 in Wolfbusch am Ende nützen?

08.11.2016 (Harald Keilhack) – In der Vorsaison belegten Wolfbusch und Feuerbach am Ende die Ränge 7 und 8. Das sind in dieser Saison aller Voraussicht nach Abstiegsränge. Entsprechend war Wolfbusch verhältnismäßig stark aufgestellt und wir zum ersten Mal in Bestbesetzung. Das war auch wichtig, schließlich ist der Kämpfer Zimber (Remisquote ca. 10%) einer unserer wenigen Siegspieler!
Bei Wolfbusch erschien das etatmäßige Brett 2, Frank Dietrich, mit Kleinkind im Arm als Zuschauer eine Dreiviertelstunde nach Spielbeginn, also noch lange vor unserem Edelkiebitz Leyrer und dem württembergischen Starkiebitz BMW, der wohl aus logistischen Gründen in Wolfbusch, und nicht in Spraitbach oder bei seinem eigenen Verein Lauffen, aufkreuzte. Wolfbusch war also nicht ganz so stark wie im Vorjahr gegen uns, in Anbetracht der in den letzten Jahren unregelmäßigen Einsätze der Bretter 2-4 aber doch überdurchschnittlich stark aufgestellt. Der DWZ-Durchschnitt sprach nur knapp gegen uns, und an den Brettern 6-8 schienen die Gastgeber auch nicht so stark, was sich schon in der Eröffnung bestätigte.
So hatten wir in der Eröffnungsphase wenig Sorgen. Brett 6+8 bei Wolfbusch spielten den berühmt-berüchtigten „Aufschlag von unten“, Keilhack an Zwei brachte schon in Zug 9 den Equalizer an, nur Kalnins Katalanisch gegen Zimber roch mir nach leichtem weißen Vorteil – tatsächlich hat die Stellung nach Zug 11 eine hervorragende weiße Statistik in der Datenbank. Dafür machte besonders Klehr mit Weiß Druck, Schuster ebenso, wenngleich es dort nach Damentausch etwas verflachte. Beyer wurde am Spitzenbrett von einem etwas altmodischen Vollblockade-Franzosen überrascht, könnte etwas besser stehen, verbrauchte aber viel Zeit.
Keilhack rechnete dann unsauber, kam in Schwierigkeiten und war schon froh, sich mit einem Bauern für die Qualität herausreden zu können. Derweil wandelte de Boer gegen Schapotschnikow auf den Vorjahresspuren von Keilhacks Niederlage gegen eben jenen Schapotschnikow – ein Damenindisch/Holländisch-Verschnitt jeweils, und ein starker Springer c4 auf geschwächten hellen Feldern dominierte jeweils einen schwarzfeldrigen Läufer auf c1. So hatte der Kapitän alsbald strategische (Damenflügel) und taktische (Königsflügel) Probleme.
Doch endeten dann genau diese beiden Partien ca. eine halbe Stunde vor Zeitkontrolle als erste mit Remis. Bei Keilhack bestätigte der Computer nach zwei kleinen weißen Ungenauigkeiten das (rein positionelle!) „0,00“, während de Boer anscheinend in klarer Gewinnstellung Dauerschach bot. Es sollte nicht das letzte Dauerschach bleiben. Zimber entwickelte kreativ Gegenspiel, aber leider verlor Schweizer irgendwo den Faden: 1:2, unser Topscorer verlor also. Es war laut Chefstatistiker Giraud seine dritte Niederlage gegen diesen Gegner. Klaus erhielt im 40. Zug mit ebenso vielen Sekunden auf der Uhr in einem unklaren Endspiel ein Remisangebot – und nahm an, wohl die richtige Entscheidung. 1½:2½. Trotzdem sah es zur Zeitkontrolle gut aus: Zimber hatte sich bis nach f2 durchgeschlagen und sollte auf Gewinn stehen, bei den restlichen drei Brettern hieß die Einschätzung „besseres Remis“. Beyer machte es dabei clever: Er verzichtete im Schwerfigurenendspiel auf ein mögliches Dauerschach, nur um dem Gegner kurz darauf die Wahl zu lassen, ins Dauerschach einzuwilligen oder sich mit seinem König auf einen riskanten Fluchtweg in Richtung Damenflügel zu begeben. Klehr sollte Häcker senior, gegen den er schon zweimal verlor, zumindest noch ein wenig ärgern können und selbst außer jeder Gefahr sein. Bei Schuster verflüchtigte sich im Turmendspiel das kleine Plus dank Raumvorteil allmählich. Schließlich vollstreckte Zimber und Schuster machte Remis: 3:3, und bei Wolfbusch standen Häcker junior + senior in der Verantwortung. Häcker jun. wagte die Königsreise nicht – Dauerschach. Klehr ging vielleicht unnötige Risiken ein, stand dann selbst auf Matt, doch für den gegnerischen König gab es auch hier keine Fluchtroute aus dem Dauerschach – remis und 4:4.
Wie gegen Böblingen mit je einem Sieg und 6 Remis; die Gesamt-Remisquote von 67% (100% an den ersten drei Brettern) belegt erneut unsere derzeit mangelnde Durchschlagskraft. Da wir am Ende 1-2 minimal stärker einzuschätzende Mannschaften in der Tabelle hinter uns lassen müssten, könnte die an sich ehrenvolle 4:4-Klammerei zu wenig sein.
Sonst gibt es wenig Neues – Backnang und Schwäbisch Hall II wie von Anfang an prognostiziert klar auf Abstiegskurs. Spraitbach mit ihren russischen Großmeistern, Böblingen, Lauffen und Ingersheim derzeit zumindest von Abstiegssorgen frei. Stuttgart II, Wolfbusch, Grunbach und wir das Mittelmaß, von dem am Ende einer bis (wahrscheinlicher!) zwei ins Gras beißen müssen.