06.12.2017 (Harald Keilhack) – … wehte von Beginn an durch die Kellerräume im Erdmannhäusener Rathaus. Beim geschwächten Oberliga-Absteiger, der üblicherweise mit den Brettern 1-8 antritt, fehlte Brett 4, und statistisch war es ein 5,1:2,9 für uns. Praktisch, angesichts der Ligasituation, ein Pflichtsieg.
Und es ging gleich schlecht los. de Boer blieb gegen das zu erwartende Angenommene Damengambit von Meschke farblos und bot nach Damentausch nach kurzer Spielzeit remis an. Noch schlimmer Zimber an Brett 4, immerhin mit 240 DWZ-Punkten favorisiert, der überhaupt nicht aus der Eröffnung herauskam, mit zwei Minusbauern noch mit einem Damenopfer Unruhe stiftete, aber gleich noch einen Turm einstellte. Nun gut, sein Gegner hatte am Vorabend ein zufällig (über Zugumstellung) zur Eröffnung passendes Youtube-Video angesehen.
Mit diesen beiden Ergebnissen war klar, daß ein Zitterspiel bevorstünde. Zumal nirgendwo etwas Handfestes in Sicht war. Keilhack erreichte zwar mit Schwarz rasch ein etwas angenehmeres Endspiel, Klehr und Schuster aus der Eröffnung heraus mit weißer Initiative – doch überall verteidigten die Gegner zäh. Ein Silberstreif am Horizont schien auf, als Herbert-Schweizers Gegner einen Einstieg auf g2 mit Bauerngewinn erlaubte. Hier war der volle Punkt disponiert. Zwischendurch glaubte ich auch am Brett von Klaus an einen Lucky Punch, aber der möglich scheinende Bauerngewinn war wohl doch nicht so komplikationslos. Der Titanenkampf an Brett 1 gestaltete sich derweil komplex. In einer spanischen Nebenvariante hatte Ralf Müller überraschend einen Sweschnikow-Sizilianisch-typischen Doppelbauern f6/f7 gestattet, erhielt aber Raumvorteil.
Vor der Zeitkontrolle hatte dann erwartungsgemäß Herbert-Schweizer vollstreckt und Klaus Remis vereinbart, womit es 2:2 stand.
Beyer verteidigte ein schwieriges Damenendspiel. Keilhacks Gegner Hüttig konnte sich nach einer Unachtsamkeit völlig befreien, und die Stellung hatte sich zunehmend aufgelöst. Hüttig entwickelte dann Ehrgeiz, reizte jede kleinste Kleinigkeit aus, und es entstand bald ein unübersichtliches taktisches Turmendspiel mit beiderseitigen Freibauern. Klehr hatte zwischendurch eine Qualität verloren, bekam immerhin einen Bauern dafür. Als sein Gegner die Qualität zurückgab/-schenkte, schien er auf der Siegerstraße zu sein. Schuster verpasste in der Zeitnotphase wohl eine Kombination, stand aber bei komplexem Spiel nach wie vor angenehmer.
Etwas zu passiv hatte dann Beyer agiert und musste zum 2:3 aufgeben. Doch Keilhacks Freibauer war plötzlich schneller, und Klehr gewann einen zweiten Bauern. Doch während Keilhack mit (neuer) Dame und Bauer gegen Turm und Bauer vollstreckte, verlor Schuster, und Klehr stellte eine Figur ein. Klehrs Remischancen beim Stand von 3:4 mit zwei Bauern für die Figur wurden durch einen Mattangriff des gegnerischen Dame-Springer-Duos zerblasen, zum sogar hohen 3:5.
Damit geht es wie schon in der letzten Saison mit 2:6 Punkten und einem frisch verpatzten Match gegen einen Abstiegskandidaten im neuen Jahr dann gegen die Großmeistertruppe aus Spraitbach. Im Unterschied zum Liga-Orakel schätze ich die Abstiegschancen nun eher auf 80%; das Orakel ist da nach wie vor wegen der Geschichte mit Böblingen II – Stuttgart II verwirrt. Denn Böblingen ist mit sehr breiter Spielerdecke zumindest „hintenrum“ eher die stärkste Mannschaft der Liga …
Ein Glückwunsch hingegen an die zweite Mannschaft, die aus vergleichbarer nomineller Außenseiterrolle Leinfelden besiegte. Nimmt man mal die beiden Spitzenbretter der „Ersten“ beiseite, sind die bisherigen Performancezahlen aus der Ersten und Zweiten auf einem Niveau. Tatsächlich haben sogar zwei Bezirksligaspieler bislang sogar besser performt als alle Verbandsligaspieler der Bretter 3-8.