Verbandsliga: Nach dem vierten 4:4 weiter alles in der Schwebe

02.04.2017 (Harald Keilhack) – In das Abstiegsduell gegen Ingersheim gingen wir in derzeitiger Bestbesetzung. Der Gegner mit schwächeren Ersatzleuten an Brett 7+8, dafür aber mit dem zuletzt selten spielenden Melzner an 2. Nominell waren wir knapp favorisiert, eben wegen Brett 7+8. Belastet in das Duell gingen aber unsere beiden Spitzenspieler mit Sorgen um die nächsten Angehörigen.

Beyers Gegner experimentierte in der Eröffnung, Zimber mit leichtem Druck, bei de Boer waren rasch Verflachungstendenzen erkennbar. Klehr mit scharfen heterogenen Rochaden. Schuster kam mit Schwarz gut aus der Eröffnung, wie immer machte der hohe Zeitverbrauch Sorgen. Herbert-Schweizer erreichte zunächst nichts und büßte später einen Bauern mit fragwürdiger Kompensation ein, aber das Spiel blieb weiter offen. Klaus mit einem rabenschwarzen Tag: er stellte mit einer typischen Mini-Kombi seinen Bauern e4 ein.

Dann einigte sich Keilhack auf Remis. Das vermeintliche dynamische Gleichgewicht wurde vom Computer doch etwas zu seinen Gunsten gesehen.

In allen anderen Partien wurde sehr lange gekämpft, die nächsten Partien endeten dann erst mit der Zeitkontrolle. Zuvor kam Beyer klar in Vorteil, der gegnerische Läufer auf b2 fristete hinter einem eigenen Bauern auf c3 ein kümmerliches Dasein und musste auf der offenen b-Linie beständig geschützt werden. Schuster erntete Früchte in Form eines Mehrbauern in technischer Stellung, grade noch rechtzeitig bevor die Zeitknappheit ins Gewicht fallen könnte. Klaus verlor nach einer weiteren kleinen Kombination des Gegners auch noch seinen f2-Bauern und gab kurz vor der Zeitkontrolle auf – ½:1½.

Zimber erhöhte seinen Druck, und obgleich es wahrscheinlich haltbar war, verlor der Gegner in Zeitnot erst einen und dann den nächsten Bauern. Auch bei Schweizer-Herbert drehte sich das Blatt: Ein vom Gegner unsauber gemanagter Zusammenprall der Zentrumsbauern führte zu einem Eindringen auf der siebten Reihe. Um Matt zu verhindern, musste der Gegner die Damen tauschen und seinem Gegner einen starken Freibauern am Damenflügel einräumen. Bei ungleichen Läufern mit Minusbauer für de Boer wurde noch ein wenig gespielt, aber kurz nach der Zeitkontrolle das Remis beschlossen – 1:2.

Weniger erfreulich entwickelten sich die anderen Partien: In einem durchwachsenen, etwa gleichen Endspiel – bzw. Mittelspiel ohne Damen – wurde Klehr plötzlich einfallsreich und fand eine mehrzügige Kombination, an deren Ende jedoch sein Turm gefangen war und nach der Zeitkontrolle ein verlorenes Endspiel mit Minusqualität auf dem Brett stand. Beyer agierte inkonsequent, räumte seinem Gegner Gegenspiel ein, so dass ein völlig undurchsichtiges Endspiel entstand. Bei Schuster war der Gewinn im Läuferendspiel mit zwei Mehrbauern klar.

Zwar gab dann Klehr zum 1:3 auf, dennoch konnten wir von einem knappen Sieg ausgehen: Schweizer-Herbert, Schuster und Zimber standen auf Gewinn und Beyer, so schien es, zumindest nicht schlechter. Schweizer-Herbert vollendete dann auch trickreich (2:3), Schusters Gegner zog es unnötig in die Länge, doch das Drama nahm etwa gleichzeitig an den beiden anderen Brettern seinen Lauf: Der bislang so souveräne Zimber (überzeugende 4 aus 4!) zeigte technische Unsicherheiten, während sein Gegner heldenhaft verteidigte. Plötzlich war der Gewinn im Turmendspiel nicht mehr klar.

Beyer musste mit einem ungeschickt postierten König auf ein Schachgebot so reagieren, dass der Gegner eine Umwandlungskombi unter Qualitätsopfer anbringen konnte. Irgendwann gaben dann Schusters Gegner und Beyer auf – 3:4. Die Zuschauertraube rangte sich um Zimbers Brett: Turmendspiel mit h-Bauern, der gegnerische König zwar weit, aber auf der d-Linie doch nicht weit genug abgesperrt: Theoretisches Remis, aber der Gegner ging nach einem Turmschach aufs falsche Feld, so dass Zimber doch mit Te8-g8 seinen auf h8 eingeklemmten König befreien und gewinnen konnte.

Stuttgart II und Lauffen meinten, sich mit einem Remis an acht Brettern ans rettende Ufer ziehen zu können, was für Stuttgart einigermaßen gilt, dank guter Brettpunkte, aber nicht für Lauffen. Grunbach verlor erneut. Ingersheim – Lauffen und Grunbach – Feuerbach sind somit echte Abstiegsendspiele, wobei es aber ein paar Konstellationen gibt, in denen Ingersheim und Lauffen beide drinbleiben und Feuerbach und Grunbach beide absteigen. Grunbach muss sogar 5½:2½ gewinnen, um ganz sicher zu sein – ein 5:3 würde bei einem 3½:4½ von Lauffen den Abstieg bedeuten (bei Brettpunktgleichheit zählt direkter Vergleich!). Ist Stuttgart II ganz raus? Nicht unbedingt. Wolfbusch muss im Aufstiegskampf auf einen hohen Sieg spielen, da Böblingen gegen ein Großmeister-freies Spraitbach ebenfalls hoch gewinnen könnte. Und das Liga-Orakel steht mit dem (vorläufigen) „0:0“ zwischen Wolfbusch und Backnang etwas auf dem Schlauch und unterschätzt u.a. die Stärke und Aufstiegschancen von Wolfbusch.