Fritz Wöhr, die Senioren und die Verbandsliga

11.12.2018 (Harald Keilhack) – Bevor wir zum Verbandsligamatch am Sonntag kommen, einiges an Vorrede.
Zunächst – Fritz Wöhr. Kaum einer wusste um seinen Zustand, er betätigte sich weiter eifrig als Spieler in der Zweiten, im Vereins- und Schnellturnier und jetzt auch in der Vierer-Seniorenmannschaft, sowie als stets verlässlicher und pünktlicher Schlüsselwart. Noch vor 3 Wochen konnte er mit dem Sieg des November-Schnellturniers seinen vielleicht größten Erfolg feiern.
Samstag früh wollte er in der Württembergischen Seniorenliga spielen, wo Feuerbach mit den beiden Deutschen Meistern sogar Favorit gewesen war. Der Termin war sehr unglücklich für uns – gleich drei Ü50-Spieler am selben Tag bei der letzten Runde der Kreismeisterschaft im Einsatz, am Sonntag das Auswärtsspiel der Ersten. Womit Familienvätern der Doppelspieltag kaum zumutbar wäre. Leider wurde die zweite Runde wegen einer Nachholpartie verspätet ausgelost, so dass auch keine Verlegungsmöglichkeit bestand. Trotzdem hatten wir mit den Deutschen Meistern, Fritz und Daniel Klaus vier Mann zusammengekriegt. Doch – sofort nach der Todesnachricht am Samstagmorgen loszufahren und zu spielen, quasi mit dem ständigen Blick auf das fehlende Brett, wo imaginär der tote Kamerad sitzt – nein, unmöglich.
Leider wurde dann, obwohl diesmal sieben Wochen zwischen den Runden sind, die 3. Runde sehr zügig ausgelost, mit kampfloser Niederlage für uns. Der Traum vom Double – nach den Deutschen Meistern Beyer und Keilhack auch Württembergischer Meister zu werden – ist damit unter denkbar traurigen wie unglücklichen Umständen ausgeträumt.
Zur Verbandsliga. Mein Bericht zur vierten Runde fiel aus, nicht wegen der (knappen, aber wohl verdienten) Niederlage, sondern weil ich (H.K.) mich, durch einen leichten Infekt angeschlagen, rasch nach einem Kurzremis auf den Heimweg begab. Am Sonntag empfang uns nun Spraitbach mit einer vom Format her Zweitligamannschaft, die sie abwechselnd mit einer eher bezirksligareifen Truppe ans Brett bringen. Man müsste noch eine Formel für kampflose Bretter finden, jedenfalls war die Spraitbacher Mannschaft mit 6 bzw. 7 Spielern gegen Schönaich II und Wolfbusch faktisch mindestens 400 Punkte schwächer als die gegen uns, mit 3 starken Großmeistern und 2 weiteren Gastspielern. Der Begriff „Wettbewerbsverzerrung“ ist hier wahrlich nicht vermessen. „Vorbild“ ist hier wohl Schwegenheim, die vor einigen Jahren in der 2. Liga ähnliches veranstalteten und – ganz konsequent – mal mit den Nummern 1-8 der Rangliste, dann mit 9-16 antraten.
Und was das mancherorts kritisierte, angeblich verzerrende Taktieren mit Strohleuten angeht – man kann es halt auch als (versuchte) Notwehr gegen weit überzogenes und tatsächlich wettbewerbsverzerrendes Legionärstum in mittleren Amateurligen betrachten.
Zum Spiel. Zu siebt angetreten, wussten wir schon bei Betreten des Spiellokals, dass da nichts zu holen sein würde. Tatsächlich wäre es in einem Optimalszenario zumindest knapp geworden – Siege an Brett 7+8 waren nicht unrealistisch, bei Keilhack wäre mit etwas Fantasie etwas möglich gewesen, usf.
Doch sparen wir uns die chronologischen Details. Zimbers Gegner an Brett 4, der vor 2 Jahren noch eine dreimalige Stellungswiederholung nicht wahrhaben wollte, wird offenbar friedfertiger. Damit ist sensationell diesmal Armin unser Kandidat für den Remiskönig der Saison! Auch bei de Boer gegen seinen Lieblingsgegner waren allenfalls Geplänkel los. Beyer beging schon einigermaßen früh zwei Ungenauigkeiten, und obwohl es noch bis zum 55. Zug ging, war gegen GM Vorobjew nichts mehr zu erben. Keilhack rührte zunächst routiniert Beton an, musste nach einer Ungenauigkeit doch GM Burmakin die Initiative überlassen, hielt aber dagegen. Kurz vor der Zeitkontrolle spitzte sich das Geschehen zu, und noch beim vierzigsten Zug zeigte der Computer „0,0“ an – wobei der dahinterstehende Sachverhalt freilich für Menschenhirne nicht ganz leicht zu entschlüsseln war. Grundmann wollte mit Schwarz angesichts des Mannschaftskampfes nicht auf Remis spielen, mutete sich damit jedoch gegen den in dieser Saison sehr starken Dzelilovic zu viel zu. Herbert-Schweizers Gegnerin, die WIM, misshandelte die Englische Eröffnung, agierte dann jedoch trickreich. Ein Damenopfer gegen drei Figuren hätte Herbert-Schweizer wohl eine Gewinnstellung beschert. Es kam stattdessen zu einem anderen phantasiereichen Schlagabtausch, am Ende hatte eher unser Mann die Stellung zusammenzuhalten – Remis.
Sehr unglücklich der sich eigentlich in Topform befindliche frischgebackene Kreismeister Schuster. Er hatte stets strategischen Vorteil (guter Läufer), der Gegner kämpfte ums Remis, was bei genauem Spiel wohl erfolglos gewesen wäre. Dann der Figureneinsteller und ein schmeichelhafter voller Punkt für Spraitbach.
Um den Klassenerhalt müssen wir uns damit keine Illusionen mehr machen. Entscheidend war vielleicht schon das 3½:4½ gegen Wolfbusch in der Auftaktrunde. Denn – bei einem Sieg von uns hätte Spraitbach unserem Lokalrivalen vielleicht kein 7:1 geschenkt …