Verbandsliga: Nach dem vierten 3½:4½ gehen die Lichter aus

23.01.2019 (Harald Keilhack) – Um drei Punkte vom Vorletzten abgeschlagener Tabellenletzter, das scheint mir doch unter Wert. Und gegen diesen, den Vorletzten, gab es die einzig höhere Niederlage. Doch trat Spraitbach gegen uns noch mit 3 GMs, einem FM und einer WIM an, waren es jetzt gegen Grunbach nur 5 Spieler überhaupt, darunter die Nr. 15 und Nr. 16 der Rangliste. Hängt man für die drei fehlenden Spieler noch fiktiv drei Leute mit DWZ 1700 oder 1600 an, ergibt sich ein Unterschied von 450 bis 500 Punkten zu dem Team, das gegen uns antrat (Elo-Schnitt 2252). Wenn das nicht Wettbewerbsverzerrung ist. Ich hoffe jedenfalls, Spraitbach verkalkuliert sich mit dieser Taktik und steigt mit uns ab.
Schaut man ferner auf die Tabelle, sieht man, dass der Brettpunkt-Unterschied im Vergleich zum Tabellen-Zweiten und –dritten einzig aus der Begegnung gegen völlig unterschiedliche Spraitbach-Teams resultiert.
Ok, zur aktuellen Runde. Böblingen II, überraschend als bis dato Tabellen-Vorletzter (Sieg nur gegen ihre „Dritte“), trat „normal“ an, mit den Brettern 1-7 und 9; DWZ-Schnitt 2071. Zum Vergleich: Im Oberliga-Spitzenspiel des letzten Spieltags reiste Schwäbisch Gmünd als Tabellenführer(!) mit einer Mannschaft mit einem DWZ-Schnitt von 2074 an. Genau 3 Punkte stärker als der Vorletzte der Liga drunter …
Lange Rede, kurzer Sinn: Die DWZ-Erwartung beim Spiel gegen Böblingen versprach uns 3,4 bis 3,5 Punkte, und so kam es denn auch. Letztlich war die Niederlage auch völlig verdient, weil unsre erste und einzige Torchance praktisch erst in der Nachspielzeit zustande kam.
Erfreulich war das schnelle Remis von Herbert-Schweizer gegen den Böblinger Vorsitzenden, der nicht sehr ehrgeizig erschien. Unser Vorsitzender sah sich mit Weiß schnell im Kampf ums Remis. Keilhack wusste in einer brisanten Königsindisch-Variante im 14. Zug die Theorie nicht mehr, obwohl er am Vormittag noch alles rasch auf dem Schirm hatte. Dafür kam Zimber mit Schwarz gut ins Spiel. Bei Schuster ein Standard-Schottisches-Vierspringerspiel; doch schon kurz nach den Standardzügen begann die Feuerbacher Uhr unerbittlich zu laufen. An Brett 1 hatte der Böblinger etwas mehr vom Spiel, doch es war nichts los. Bei Keilhacks Partie gab es rasch nach dem weniger genauen 14. Zug viel zu rechnen, mit spannenden dynamischen Abwicklungen bei jedem Zug. Der Böblinger Schuh II war stets blendend im Bild, das Niveau auch laut Computer ansprechend, Keilhack musste mit dem Remis nach einer Verflachung – naja, glücklich wäre zu hoch gegriffen, aber zufrieden sein.
De Boer hatte sich konsolidiert, Grundmanns zwischenzeitliche Initiative erwies sich auch in der Analyse als nicht recht ausbaufähig, Remis auch an diesen beiden Brettern, mithin 2:2.
Das Unheil bahnte sich derweil an den beiden Schlussbrettern an. Schuster stellte bald einen Bauern auf h6 ein und überschritt in bereits sehr schlechter Stellung im 24. Zug die Zeit. Und Klaus musste nach einem Figurenopfer mit einem starken e-Freibauern im Trüben fischen. Schwarz behielt die Übersicht – 2:4.
Titanenkämpfe gab es an den verbleibenden Brettern 1 und 3. Zimber hatte schließlich einen Mehrbauern, doch bei stark vereinfachtem Material und falschem Randbauernläufer war kaum ein Gewinn drin. Beyer musste sich hingegen verteidigen.
Der Remisschluß bei Zimber besiegelte dann Niederlage und Abstieg. Beyers Gegner Frolik verpasste anscheinend einmal einen Gewinn, forcierte seinen Mehr-Freibauern zu stark, geriet dabei aber mit seinen Figuren (Turm vor dem Freibauern, Läufer pseudo-beherrschend verankert auf e6) ins Abseits, so dass sich die Katastrophe im entblößten Rückraum anbahnte. Dort rückte Beyer mit seinem eigenen König unerbittlich vor, und mit seinem Turm und Läufer brachte er den gegnerischen Monarchen gekonnt in ein Mattnetz.
Damit hat unser Spitzenspieler weiterhin einen Lauf (virtuell bald an die DWZ 2300 heran!), bei dem sich halt auch das Glück des Tüchtigen dazugesellt. Leider als einziger aus dem Team. Andere wie z.B. Armin Zimber, der mit fünf Remis auf dem allerbesten Weg zum überraschenden Remiskönig (womöglich gar der Liga) ist, mühen sich, kämpfen ohne Ende, spielen eigentlich nicht schlecht, aber der Erfolg will sich nicht recht einstellen.
Trotzdem, als letzter Hoffnungsschimmer: Das nächste Spiel gegen Böblingen III erscheint machbar. Auch gegen Stuttgart II ist man nicht chancenlos. Und Spitzenreiter Schönaich? Der wird bis zur Begegnung gegen Feuerbach bereits aufgestiegen sein, und mithin vielleicht, na sagen wir es vorsichtig, nicht ganz so stark gegen uns aufgestellt sein wie es der Tabellen-Vorletzte war. Aber es müssten halt schon drei Siege her …
Wer Feuerbach und Spraitbach in die Landesliga begleitet, ist derweil völlig unklar. Möglich sind sogar vier Absteiger, denn neben Sontheim könnte es in der Oberliga auch noch die Schmidener erwischen, die für den Rest der Saison auf den gesperrten Ex-Feuerbacher Kabisch verzichten müssen.